Viel Lob und gute Wünsche: Zur Verabschiedung von Regionalleiterin Ingrid Schön und der Einführung von Nachfolger Ralph Eichenseher kamen rund 80 Gäste ins Rummelsberger Brüderhaus.
Mehr lesenRummelsberg – Viel Lob und gute Wünsche vom Chef, von Kolleg*innen und Mitarbeiter*innen: Am Freitag, 15.03.2024 hat Ingrid Schön (66) nach fast 30 Jahren bei der Rummelsberger Diakonie ihren Abschied als Regionalleiterin Nürnberg der Behindertenhilfe gefeiert. Nachfolger Ralph Eichenseher (44) startet am 1. April 2024 mit seinen neuen Aufgaben. Rund 80 Gäste besuchten die schöne und kurzweilige Feier im Brüdersaal in Rummelsberg. Viele Besucher*innen waren Kolleg*innen der Rummelsberger Diakonie, aber es waren auch Vertreter*innen der Diakonie Bayern, der Angehörigen und des Vereins Autismus Mittelfranken mit Grußworten vertreten.
Karl Schulz, Vorstand Dienste der Rummelsberger Diakonie, brachte seine Wertschätzung für Ingrid Schön in seiner Laudatio klar zum Ausdruck: „Mit Ihnen geht bei der Rummelsberger Diakonie eine Ära zu Ende.“ Das Unternehmen verliere eine Powerfrau im besten Sinne. Er beschrieb die 66-Jährige als offen und ehrlich im Umgang miteinander, als kompetent, hart in der Sache und zielorientiert in der Kommunikation und in der Umsetzung. Er lobte ihr fast 30-jähriges Engagement für das Unternehmen. „Inklusion ermöglichen, war immer ihr Leitmotiv und die ambulante Arbeit sah sie als beste Möglichkeit, Menschen mit Behinderung am Leben in der Gesellschaft teilhaben zu lassen.“ Ein weiterer Schwerpunkt ihrer Arbeit lag auf dem Auf- und Ausbau der Angebote für Menschen im Autismus-Spektrum bei der Rummelsberger Diakonie.
Ihre wichtigsten beruflichen Stationen fasste er als Sternstunden kurz zusammen: Anfang 2010 übernahm die Sozialpädagogin die Leitung der Offenen Angebote mit den drei großen Säulen Ambulant unterstütztes Wohnen, Schulbegleitung für Kinder mit einer Behinderung sowie die Offene Behindertenarbeit/OBA-Teilhabedienste mit den Beratungsstellen in ganz Nordbayern. Ein Jahr später kam die Geschäftsführung des Autismus-Kompetenz-Zentrums Mittelfranken in Nürnberg dazu. 2016 konzipierte sie mit ihrem Nachfolger Ralph Eichenseher den Fachbereich Autismus. 2020 wurde Ingrid Schön die erste Regionalleiterin der Rummelsberger Behindertenhilfe. Für ihren Einsatz und die langjährigen Verdienste überreichte Vorstand Schulz ihr das Kronenkreuz der Diakonie in Gold.
Auch nach ihrem Ruhestand wird sich Ingrid Schön weiter für die Rummelsberger Diakonie engagieren. „Ich kümmere mich um Herzensprojekte wie die inklusive Streuobstwiese in Hersbruck, das inklusive Wohnprojekt im Nürnberger Land und bleibe auch Geschäftsführerin des Autismus-Kompetenz-Zentrums in Mittelfranken“, kündigte Schön an.
Ralph Eichenseher (44) hat sein Handwerk von der Pike auf gelernt. Zuerst schloss er seine Ausbildungen zum Krankenpflegehelfer und Erzieher ab und absolvierte dann noch ein Heilpädagogik-Studium. Bei den Rummelsbergern hat er 2010 als Fachkraft in der Förderstätte für Menschen im Autismus-Spektrum in Nürnberg begonnen. Dann wurde er zuerst stellvertretender und dann Leiter der Förderstätte in Nürnberg. Später übernahm er zusätzlich die Führung des Wohnbereichs und der Förderstätte für Menschen im Autismus-Spektrum in Hersbruck. Seit 2017 ist Ralph Eichenseher Leitung des Fachbereich Autismus. „Ich wünsche Ihnen weise Entscheidungen und ein gutes Händchen bei der Sichtung von Trends, Entwicklungen und Finanzierungsmöglichkeiten in der Behindertenhilfe“, gab Vorstand Schulz dem Neuen an der Spitze mit auf den Weg. Ralph Eichenseher bedankte sich für die aufmunternden Worte: „Mein Ziel ist es, Rahmenbedingungen zu schaffen und zu geben, damit Mitarbeiter*innen und Klient*innen sich selbst entfalten und wachsen können.“
Die zahlreichen Redner*innen hoben die fachliche Expertise und die Führungsqualitäten der scheidenden und der neuen Leitung hervor. Die Mitarbeiter*innen verabschiedeten sich mit einem witzigen Vortrag und einem Theaterstück, in dem die scheidende Chefin liebevoll und mit einem Augenzwinkern auf den Arm genommen wurde.
Die Feier für Ingrid Schön und Ralph Eichenseher begann mit einem Gottesdienst in der Rummelsberger Philippuskirche. Diakon Peter Barbian, Vorstandsmitglied und Leiter der Brüderschaft, wählte das Motto „Einfach gehen“ nach dem gleichnamigen Lied. So ermunterte er beide, den neuen Lebensabschnitt sowie die neuen Aufgaben im Vertrauen auf die Liebe und auf Gott anzugehen. Der Diakon entpflichtete Ingrid Schön aus ihrem Dienst und führte ihren Nachfolger Ralph Eichenseher feierlich in sein neues Amt ein.
Projekt der „Online-Beratung“ endet, Beratungsform lebt in den Offenen Angeboten weiter
Mehr lesenRummelsberg – Drei Jahre lang haben zwei Onlineberater*innen der Rummelsberger Dienste für Menschen mit Behinderung (RDB) anonyme Anfragen beantwortet. Die Sozialpädagogin Christine Lippert war von Anfang an dabei. Nach kurzer Zeit stieß Alexandra Wendler, ebenfalls Sozialpädagogin, hinzu. Technischen Support lieferte die IT mit Fabian Schlegel und Thomas Mack. Am 29. Februar 2024 endet das von der Glücksspirale unterstützte Projekt der „Online-Beratung“.
Doch jedem Ende wohnt ein Zauber inne: bereits zu Beginn des Projekts im Jahre 2022 setzten sich die beiden Onlineberater*innen das Ziel, die Onlineberatung in den gesamten Rummelsberger Angeboten wie in der Jugend- und Altenhilfe zu etablieren. Zwei Jahre später ist dies zwar noch nicht der Fall, aber der Weg ist geebnet: „Die anonyme Online-Beratung wird zwar als eigenes Angebot so gesehen damit zwar beendet, fließt aber als Beratungsform grundsätzlich in die verschiedenen Beratungssettings zukünftig mit ein“, erklärt Armin Schmid, Leitung Offene Angebote der RDB.
Online-Beratung bleibt fester Bestandteil
So teilen Christine Lippert und Alexandra Wendler ihre Erfahrungen mit jeder Beratungsstelle in den Offenen Angeboten im Hinblick auf die technische und beratende Umsetzung. Davon profitieren die zukünftigen Klienten*innen der Beratungsstellen, wie die für Menschen mit Epilepsie sowie für Menschen mit erworbener Hirnschädigung. „Wir sind dankbar, dass wir Rummelsberger mit der Unterstützung das Ganze testen konnten und jetzt nachhaltig in der Beratung integrieren können“, so Christine Lippert. Die Online-Beratung wird auch bei der 53-jährigen ein fester Bestandteil ihrer Arbeit bleiben, was mehrere Gründe hat: Die Beratungsform ist datenschutzrechtlich sehr viel sicherer als die E-Mail, weshalb auch beispielsweise Arztbriefe von Klient*innen hin und her geschickt werden können. Dabei besteht keine Gefahr, dass Daten missbräuchlich verwendet werden. Zudem ist der Chat leicht zu bedienen, um die Beratung so barrierearm wie möglich zu gestalten. Sprachnachrichten erleichtern ebenfalls den Kontakt im Online-Chat.
Die „Tour des Lächelns“ macht Station im Wichernhaus Altdorf
Mehr lesenAltdorf - Am Dienstag, den 21. November 2023, gastierten die Musiker der „Tour des Lächelns“ in Altdorf. Im Betsaal des Wichernhauses gaben die fünf Musiker für die Kinder der heilpädagogischen Tagesstätte und der benachbarten Kita der Rummelsberger Diakonie ein abwechslungsreiches und interaktives Konzert. In rund 60 Minuten ging es einmal quer durch Kindermusikklassiker, begleitet von Gesang, Instrumenten und Requisiten. So durften sich die Kinder zum Beispiel als Lukas die Lokomotive und Jim Knopf verkleiden und quer durch den Betsaal tanzen oder der Affenbande bei der Suche nach der Kokosnuss helfen.So war es ein recht kurzweiliger und beschwingter Nachmittag, der allen Beteiligten ein Lächeln ins Gesicht zauberte.
Mehr Informationen zur Aktion unter www.musik-schenkt- laecheln.de
Altdorfer Wichernhaus der Rummelsberger Diakonie beschäftigt sich mit Gerechtigkeit
Mehr lesenAltdorf – In der Woche vom 17. bis 21. Juli beschäftigten sich die Schüler*innen des inklusiven Wichernhauses auf vielfältige und kreative Weise mit dem Thema "Kinderrechte - Menschenrechte". Im Rahmen dieser Projektwoche präsentierten sie am Mittwoch die „Verkehrsschilder der Gerechtigkeit“ des Nürnberger Papiertheaters, um auch die Bürger*innen Altdorfs zum Nachdenken anzuregen. Die "Verkehrsschilder der Gerechtigkeit" behandelten ernste Themen unserer Zeit wie Rassismus, Umweltverschmutzung und Gewalt. Neben den Schüler*innen und Mitarbeitenden der Rummelsberger Behindertenhilfe zeigten auch Tessa Ganserer, Schirmherrin der Schule gegen Rassismus und für Courage, der Bürgermeister der Stadt Altdorf, Martin Tabor, der stellvertretende Landrat Robert Ilg sowie Vertreter der Bildungsregion Nürnberger Land Interesse an der kreativen Umsetzung.
„Mein Engagement beim Wichernhaus ist für mich eine Herzensangelegenheit und ich bin sehr dankbar dafür, solche wichtigen Aktionen unterstützen zu dürfen“, so Ganserer. Die gesamte Woche nahmen die Kinder, Jugendlichen und Erwachsenen mit körperlicher und Mehrfachbehinderung an kreativen Workshops teil. Dabei lernten sie unter anderem die Bedeutung der Demokratie für die Gesellschaft kennen. Im Vorfeld hatten sich die Schulklassen mithilfe von Materialien des Kinderschutzbundes, von UNICEF, der Bundeszentrale für politische Bildung und Aktion Mensch vorbereitet.
Die Hinweissschilder wurden an prominenten Orten in Altdorf aufgestellt und sollen auch über die Projektwoche hinaus den Bürger*innen zeigen, dass Gerechtigkeit keine Selbstverständlichkeit in unserer Gesellschaft ist. Das Projekt wurde aus dem Bildungsfonds des Landkreises Nürnberger Land mitfinanziert. Zudem ist eine Fortführung des Projekts im Herbst am Altdorfer Gymnasium geplant.
Rummelsberger Diakonie gestaltet mit Jugendlichen und Nürnberger Sprayern ihren Vielfaltsstand zum Deutschen Evangelischen Kirchentag in Nürnberg.
Mehr lesenRummelsberg – Verschlusskappe ab, gut schütteln und lossprayen: So in etwa hatte sich Simon (13) das vorgestellt, als er zusagte, den Vielfaltsstand der Rummelsberger Diakonie mitzugestalten. Doch ganz so einfach war es dann doch nicht. Die beiden professionellen Sprayer Bro (47) und Peter (46) aus Nürnberg gaben dem jungen Bewohner des Pädagogisch-Therapeutischen Intensivbereichs (PTI) in Rummelsberg zuerst eine kurze Einführung in die Technik, dann legten die Drei los. Der PTI wurde 2019 neu gebaut. Simon geht in den alten Räumen noch zur Schule und der Innenhof dort wurde nun zum Sprayen genutzt.
Simon hat mit den beiden Experten die obere Hälfte des Rummelberger Vielfaltsstands am Deutschen evangelischen Kirchentag (DEKT) in Nürnberg gestaltet. Gemäß des Rummelsberger Jahresmottos ist „Vielfalt“ dort in mächtigen Buchstaben zu lesen. Gesprayt wurden auch junge Menschen mit verschiedenen Hauptfarben, mit und ohne Behinderung sowie eine Friedenstaube. Die unteren zwei Meter des Messestandes sind erstmal weiß. „Diese wollen wir zusammen mit den Besucher*innen des Kirchentags bunt und vielfältig gestalten“, kündigt Marion Raspiller, Leitung Marketing der Rummelsberger Diakonie an. Die Rummelsberger Diakonie beteiligt sich mit ihrem Vielfaltsstand vom 8. bis 10 Juni am Markt der Möglichkeiten in der Nürnberger Messe in Langwasser.
Noch hängen die knapp sieben Meter Leinwand zum Trocken im verschlossenen Innenhof des PTI-Altbaus. „Wir freuen uns, dass der Stand mit jungen Menschen gestaltet wurde“, sagt Thomas Bärthlein, Regionalleiter der Jugendhilfe im Nürnberger Land. In der Einrichtung der Rummelsberger Diakonie leben 24 Jungen im Alter zwischen elf und 15 Jahren, sie haben einen besonderen Bedarf. Die Kinder und Jugendlichen erhalten in der teilweise geschlossenen Einrichtung eine engmaschige intensive Betreuung.
„Das Sprayen hat mir viel Spaß gemacht“, sagt der 13-Jährige Simon. Auch wenn es gar nicht so einfach war, immer einen guten Abstand zur Leinwand zu finden und mit der Farbe nicht über die Kontur zu sprühen. Auch die beiden Sprayer Bro und Peter sind zufrieden. „Es war schon eine Herausforderung, mit einem jungen Menschen ohne Erfahrung im Sprayen zusammenzuarbeiten, aber es hat super geklappt“, sagt Bro, dessen Künstlername brolove2000 (instagram) lautet. Bro und Peter sprayen schon seit ihrer Jugend und sind inzwischen schon zum zweiten Mal im Auftrag der Rummelsberger Diakonie unterwegs. „Wir haben einen Teil des Außengeländes der neuen PTI gestaltet“, sagt Bro.
Wenn der Stoff getrocknet ist, gehen die Vielfaltsmotive per Kurier nach Nürnberg und werden dort zum Rummelsberger Stand zusammengefügt. Am Donnerstag, 8. Juni öffnet der Markt der Möglichkeiten um 10.30 Uhr. Dann haben die Besucher*innen bis Samstag, 10. Juni, jeweils von 10.30 Uhr bis 18.30 Uhr die Gelegenheit, ihre Interpretation von Vielfalt mit Farbe und Pinsel auf die Stand-Leinwand zu bringen. Ticket für den Deutschen Evangelischen Kirchentag gibt es hier: https://www.kirchentag.de/tickets. Weitere Infos zu den Angeboten der Rummelsberger am Kirchentag in Nürnberg: www.rummelsberger-diakonie.de/kirchentag
Am 11. Mai 2023 lädt der Altdorfer Familienstützpunkt der Rummelsberger Diakonie zum ersten offenen und inklusiven Familientreff ein
Mehr lesenAltdorf – Sie haben familiäre Fragen und benötigen einen guten Rat? Dann ist der offene und inklusive Familientreff der Rummelsberger Diakonie im Kindercafé „Kakau“ in der Ohmstraße 5 in Altdorf eine gute Anlaufstelle. Egal welche Themen Sie und Ihre Familie gerade beschäftigen, die Mitarbeiter*innen haben ein offenes Ohr für Sie. In Kooperation mit der offenen Behindertenarbeit Altdorf berät Alexandra Wendler von der Rummelsberger Diakonie Eltern bei allen Fragen rund um Familienleben und Erziehung.
In einem ungezwungenen Rahmen hält die Sozialpädagogin mit ihrer Kollegin Christine Lippert Impulsvorträge zu elterlichen Herausforderungen und Anliegen. Anschließend können sich Eltern austauschen während sich die Kinder in der Spielecke austoben. Egal ob alleinerziehend, Patchwork-Familie, queer oder Kind mit und ohne Behinderung: „Jede*r ist willkommen“, so Wendler, die selbst Mutter von zwei Teenager-Töchtern ist.
Der erste offene und inklusive Familientreff dieser Art findet am 11. Mai 2023 von 10 bis 12 Uhr im Kinderkaffee Kakau (Röderstr. 5/Eingang Ohmstr.) statt. Weitere Sprechstunden folgen am 15. Juni, 20. Juli, 21. September, 19. Oktober, 23. November und 21. Dezember. Es gibt einen barrierefreien Zugang. Zum ersten Termin bitte per E-Mail anmelden: familienstuetzpunkt-NLsued(at)rummelsberger.net. Die Teilnahme ist kostenfrei.
Modellprojekt in Oberfranken: Talentschmiede Schmeilsdorf der Rummelsberger Diakonie schafft Ausbildungsangebot für jungen Autisten in ihrer Verwaltung.
Mehr lesenMainleus - Stefan O. (32) hat es geschafft. Nach mehreren Jahren auf Jobsuche hat er mit Unterstützung der Kulmbacher Geschwister Gummi-Stiftung und des Jobcenters Kulmbach zum 1. September 2022 eine Umschulung zum Kaufmann für Büromanagement bei der Rummelsberger Diakonie begonnen. Stefan O. ist Autist. Um ihm eine Ausbildung und somit eine Chance auf ein selbstbestimmtes Leben zu ermöglichen, hat sich das Haus Schmeilsdorf der Rummelsberger Diakonie in Mainleus eigens bei der Handwerkskammer als Ausbildungsstätte zertifizieren lassen.
„Stefan ist ein toller junger Mann, der sich diese Chance wirklich erarbeitet hat“, sagt Thomas Mahr, Leiter der Talentschmiede Schmeilsdorf, wie die Werkstätten für Menschen mit Behinderung (WbfM) bei der Rummelsberger Diakonie genannt werden. Kennengelernt haben sich Thomas Mahr und Stefan O., als sich dieser Anfang des Jahres für ein Praktikum vorstellte. Die Chemie stimmte und Stefan O. ergriff gleich die Chance: „Das Praktikum in der Werkstatt habe ich mit der Hoffnung begonnen, hier eine Umschulung machen zu können“, erzählt er. Obwohl der 32-Jährige Abitur hat und eine Ausbildung zum staatlich geprüften agrartechnischen Assistenten am Max Rubner-Institut Kulmbach absolvierte, lief es bisher beruflich nicht rund. „Ich brauche eben in der einen oder anderen Situation Unterstützung“, fasst es Stefan O. zusammen. In der Talentschmiede Schmeilsdorf hat er jetzt Menschen gefunden, die ganz individuell auf ihn eingehen können.
Stefan O. geht gerne ins Haus Schmeilsdorf. Seine Kolleg*innen überzeugte er von seiner gründlichen und genauen Arbeitsweise. „Stefan hat unseren Logistikbereich unterstützt und Dokumentationsaufgaben wie Lieferscheine schreiben, den Wareneingang kontrollieren und Aufträge bearbeiten mit übernommen“, lobt Thomas Mahr. Während seines Praktikums hat der junge Mann alle Bereiche der Werkstatt kennengelernt. Neben den Bereichen Lager und Logistik arbeitete er auch in den Montagegruppen mit.
Der Kontakt mit Stefan O. kam über die Geschwister Gummi-Stiftung zustande. Die Stiftung mit Sitz in Kulmbach kümmert sich seit über 160 Jahren um das Wohl von Kindern, Jugendlichen und Familien. 2021 hat die Kooperation zwischen Talentschmiede und Stiftung begonnen. „Wir haben damals neue Praktikumspartner besonders im Bereich der niedrigschwelligen Arbeitsangebote gesucht“, informiert Florian Ernst, Sozialpädagoge von der Geschwister Gummi-Stiftung. Als sogenannter Maßnahmenträger war die Stiftung auch an den Vereinbarungen mit dem Jobcenter beteiligt. Stefan O. wurde während des Praktikums im Rahmen einer Fördermaßnahme sehr individuell unterstützt. Die Umschulung in Vollzeit wird überwiegend vom Jobcenter Kulmbach finanziert. Neben seiner Arbeit in der Verwaltung des Hauses Schmeilsdorf besucht er die Berufsschule für kaufmännische Berufe in Bayreuth.
Mit ihrer Unterstützung für Stefan O. haben sich die Talentschmiede Schmeilsdorf und auch das Haus Schmeilsdorf, eine Wohneinrichtung für Menschen mit Behinderung der Rummelsberger Diakonie, auf neues Terrain begeben. „Wir haben bisher keine Azubis in der Verwaltung ausgebildet“, sagt Mahr. Also hat er sich mit seinen Kolleg*innen darum gekümmert, dass die Einrichtung alle Anforderungen erfüllt, um ausbilden zu dürfen. „Seit September 2022 sind wir nun ein anerkannter Ausbildungsbetrieb der Handwerkskammer Bayreuth“, freut sich Karin Lochner-Eber, Leiterin der Schmeilsdorfer Einrichtungen.
Know-how in der Arbeit mit Menschen im Autismus-Spektrum erhält die Einrichtung der Rummelsberger Diakonie durch das Autismuszentrum Burgkunstadt. Zwar kann die Rummelsberger Behindertenhilfe viel Erfahrung in der Arbeit mit Autist*innen vorweisen. Doch die Unterstützung für Stefan O. ist individuell auf den jungen Mann zugeschnitten. Die Aufgaben des Autismus-Kompetenzzentrums liegen in der bedarfsgerechten Beratung, Information und Unterstützung von autistischen Menschen, deren Eltern und Bezugspersonen und von Fachkräften. „Zum Projektstart haben uns die Berater*innen über besondere Verhaltensweisen von Menschen im Autismus-Spektrum informiert und uns erklärt, wie wir damit gut umgehen können“, erzählt Thomas Mahr. Bei Bedarf können sich alle Beteiligten weiter Beratung und Unterstützung holen. „Momentan komme ich so gut zurecht, dass wir das gar nicht brauchen“, berichtet Stefan O.
Auch beim Lernen in der Berufsschule wird Stefan O. unterstützt. Mitarbeiter*innen des Berufsförderwerks Nürnberg (BFW) begleiten ihn regelmäßig, in einer berufsschulbegleitenden Maßnahme werden die Lerninhalte außerdem vertieft.
„Dass wir Stefan diese Ausbildung ermöglichen können, sehen wir als ersten Erweiterungsschritt unserer Werkstatt für behinderte Menschen. Denn zukünftig wollen wir ein modernes Sozialunternehmen im Bereich der Beruflichen Rehabilitation sein“, erklärt Thomas Mahr. Sein Ziel ist es, künftig mehr Menschen mit Behinderung eine Ausbildung bei der Rummelsberger Diakonie in Schmeilsdorf zu ermöglichen.
Stefan O.s Umschulung dauert drei Jahre. „Wir hoffen sehr, dass wir Stefan dann eine feste Stelle anbieten können oder ihn an ein Unternehmen in der Region empfehlen können“, sagt Thomas Mahr. Und auch die beiden Verwaltungsfachkräfte des Hauses Schmeilsdorf, Sibylle Marks und Andrea Braun, die den Azubi betreuen und fördern, sind optimistisch und freuen sich auf die weitere Zusammenarbeit. Stefan O., getragen von so viel Unterstützung und positiver Rückmeldung verspricht: „Ich werde mein Bestes geben.“
Das Haus Schmeilsdorf und die Talentschmiede Schmeilsdorf der Rummelsberger Diakonie bestehen seit 1989. In der Werkstatt sind 60 Menschen mit Behinderung beschäftigt. Viele Wohnen in der benachbarten Wohneinrichtung, im Haus Schmeilsdorf. 110 Mitarbeiter*innen, davon 20 in der Talentschmiede, unterstützen und begleiten die Menschen in den Angeboten vor Ort. Weitere Informationen finden Sie hier: rummelsberger-diakonie.de/schmeilsdorf
Haus Schmeilsdorf nahm an Messe für Schulabsolvent*innen in Bayreuth teil
Mehr lesenBayreuth/ Mainleus – „Schule und was dann?“ Eine Antwort auf diese Frage hatten die Mitarbeiter*innen des Hauses Schmeilsdorf der Rummelsberger Diakonie in Mainleus Mitte November für die Besucher*innen der traditionellen Infomesse im Heilpädagogischen Zentrum Bayreuth parat. Junge Menschen und ihre Familien sowie Betreuer*innen konnten sich dort informieren, welche Arbeits- und Wohnangebote sowie Freizeit- und Erwachsenenbildungsmöglichkeiten es nach Abschluss der Schulpflicht für Menschen mit einer geistigen Behinderung gibt.
Dazu stellten die Einrichtungen und Dienste aus der Region in den Räumen des Heilpädagogischen Zentrums der Dr. Kurt Blaser Schule vor, welche Möglichkeiten sie den jungen Menschen für den Lebensabschnitt nach der schulischen Laufbahn anbieten. Am Stand des Hauses Schmeilsdorf (Wohnen) und der dortigen Talentschmiede, wie die Rummelsberger Diakonie ihre Werkstätten für Menschen mit Behinderung nennt, erkundigten sich zahlreiche Interessent*innen über die Wohn- und Arbeitsangebote in Schmeilsdorf. Dazu standen Mitarbeiter*innen des Fachdienstes, des Casemanagements und des Beruflichen Bildungsbereichs mit den jeweiligen Verantwortlichen zur Verfügung.
Ralph Eichenseher, Leiter des Fachbereichs Autismus, berichtet von gelebter Vielfalt im Fachbereich.
Mehr lesenRummelsberg – 2022 steht die Rummelsberger Diakonie im Zeichen von Diversität, Vielfalt und Gleichstellung. Der studierte Heilpädagoge Ralph Eichenseher leitet seit sechs Jahren den Fachbereich Autismus. Der 42-Jährige erklärt im Interview, wie er in den Mitarbeiter*innen göttliche Funken sieht, wie Menschen mit einer Autismus-Spektrum-Störung am Gegenüber wachsen und warum der Fachbereich so stark ist beim Thema Frauen in Führungspositionen.
Herr Eichenseher, die Rummelsberger haben für 2022 das Jahr der Vielfalt ausgerufen. Wissen Sie, wie es damit im Fachbereich bestellt ist?
Ralph Eichenseher: Vielfalt ist meiner Meinung nach die Anerkennung dessen, dass jeder Mensch einzigartig ist. Ein Individuum also, das unabhängig von Merkmalen wie Geschlecht, Alter, Religion und Führungsposition sein darf. Diese Überzeugung lebe ich auch in meiner Rolle als Dienststellenleitung. Jede(r) hat für mich einen göttlichen Funken und das macht uns gleichwertig, als Mensch und als Mitarbeiter*innen der Rummelsberger Diakonie. Bei der Personalauswahl für bestimmte Positionen und für Leitungsaufgaben setze ich im Vorfeld keinen Filter, sondern schaue mir den Menschen an. Ich prüfe, ob die Haltung für uns passt und die nötigen Kompetenzen mitgebracht werden. Und auch ohne diese Kriterien anzuwenden, haben wir im Fachbereich einen recht ausgewogenen Anteil an weiblichen und männlichen Mitarbeiter*innen im Alter zwischen 21 und 66 Jahren. Mit einem Anteil von 42 Prozent Männern liegen wir deutlich über dem Durchschnitt der Rummelsberger Behindertenhilfe. Hier sind im Durchschnitt 24 Prozent der Mitarbeiter männlich. Auch die Teamleitungen sind im Fachbereich überwiegend weiblich besetzt und meine Chefin ist auch eine Frau.
Der Fachbereich Autismus hat 54 Mitarbeiter*innen. Wissen Sie aus dem Stehgreif, welche Religion die Kolleg*innen haben?
Ralph Eichenseher: Ich habe es nachgeschaut. Die meisten Mitarbeiter*innen des Fachbereichs Autismus sind evangelisch, viele auch katholisch und hier arbeiten auch einige ohne Bekenntnis. Religion gibt den Menschen die Möglichkeit, sich aktiv mit Werten und Moral auseinanderzusetzen, mit dem Ziel eines friedvollen Miteinanders. Daher stellt sich für mich in erster Linie nicht die Frage, aus welcher Religion heraus, die Menschen agieren, sondern vielmehr wie sie miteinander und den ihnen anvertrauten Menschen im Autismus-Spektrum umgehen.
Vielfalt bereichert - stimmen Sie dem zu?
Ralph Eichenseher: Auf jeden Fall. Gute Ideen und Entwicklungen entstehen, wenn unterschiedliche Menschen mit unterschiedlichen Hintergründen und Erfahrungen gut zusammenarbeiten. So kommen neue Perspektiven in Projekte, innovative Ansätze können entwickelt werden. Wichtig ist die Vielfalt auch in unserer alltäglichen Arbeit. Um die unterschiedlichsten Bedürfnisse unserer häufig sehr individuellen Bewohner*innen und Teilnehmer*innen erfüllen zu können, benötigt es mindestens ebenso viele Antworten und Angebote. Nicht jeder kann und will beispielsweise Klient*innen auf ein Rock-Konzert begleiten oder einen Blick dafür haben, wann ein Fenster geputzt werden sollte oder im Todesfall das Umfeld seelsorgerlich begleiten. Der Mensch wird am "Du" zum "Ich" hat es Religionspädagoge Martin Buber beschrieben. Für uns heißt das: Je vielfältiger meine Gegenüber („Du“) sind, desto einfacher fällt es dem „Ich“, Verhalten, Ansichten und Einstellungen zu vergleichen und den eigenen Weg zu finden und zu gehen.
Achten Sie bei Neueinstellungen darauf, auch Menschen mit einem internationalen Hintergrund einzustellen?
Ralph Eichenseher: Die Arbeit mit Menschen im Autismus-Spektrum ist besonders und auf diese Besonderheiten müssen sich die Mitarbeitenden einstellen. Daher achten wir in der Personalakquise und bei der Personalauswahl darauf, dass die Mitarbeitenden keine falschen Vorstellungen von ihrer künftigen Arbeit haben. Auf unserer Bewerberseite www.jobsplussinn.de haben wir Mitarbeiter*innen und Klient*innen porträtiert, die berichten, was bei uns so besonders ist. Dieses Konzept funktioniert sehr gut. Und wir haben momentan die Kapazität, (internationale) Fachkräfte bei uns willkommen zu heißen.
Rummelsberger Diakonie gestaltet Streuobstwiese als inklusives Projekt in Hersbruck.
Mehr lesenHersbruck – Bald wird Hersbruck um ein inklusives Projekt reicher sein. Mit der kürzlich erteilten Förderzusage der Aktion Mensch können die Arbeiten auf der Streuobstwiese der Rummelsberger Diakonie im Ortsteil Weiher beginnen. Das Projekt wird eine inklusive Begegnungsstätte für Menschen mit und ohne Autismus. Die offizielle Eröffnung ist für Ende September geplant.
In den nächsten fünf Jahren soll aus der Wiese mit ihren Apfel-, Birn- und Quittenbäumen ein inklusiver Treffpunkt für alle Hersbrucker werden. Angedacht ist, auf Vereine und Kirchengemeinden zu zugehen und gemeinsam Veranstaltungen zu planen. „Wir überlegen, ob wir für Interessierte Kurse zum Einwecken und Saft pressen anbieten können“, erzählt Sabine Hager, Teamleiterin im Fachbereich Autismus der Rummelsberger Diakonie. Angedacht sind auch verschiedene Events in der Nachbarschaft, wie etwa Mitmachaktionen bei der Ernte und Verarbeitung des Obstes. Kindergärten und Schulen aus der Umgebung sollen die Möglichkeit bekommen, hier Projekttage zu erleben und mitzugestalten. „Wir wollen auch Feste und Weihnachtsbasare ausrichten“, verrät Sabine Hager. Für einen entspannten Austausch ist geplant, einen ausgebauten Schäferwagen aufzustellen.
Auch pädagogisch gesehen ist das Projekt sehr wertvoll für die Arbeit mit Menschen mit einer Autismus-Spektrum-Störung. „Autisten brauchen eine sehr strukturierte Arbeitsatmosphäre. Auf der Wiese können wir die Arbeit in der Natur autismusfreundlich gestalten“, informiert Sabine Hager. Dazu werden zum Beispiel die Routen für den Rasenmäher mit bunten Bändern markiert. Und ganz wichtig ist auch, dass bei der Arbeit eine Routine einkehren kann. „Wir haben Obstbäume auf der Wiese stehen, die nacheinander blühen. So können wir von August bis Ende Oktober Äpfel ernten“, nennt Sabine Hager ein Beispiel. Zunächst ist die Wiese für Autisten aus Weiher geöffnet, aber dann werden auch Menschen im Autismus-Spektrum aus der Umgebung willkommen geheißen.
Neben der Pflege der Obstbäume und Bewirtschaftung der Wiese wollen die Verantwortlichen von der Rummelsberger Diakonie hier weitere landwirtschaftliche Projekte ins Leben rufen. Im nächsten Frühling wird ein Imker seine Bienenstöcke auf dem Gelände des Hauses Weiher aufbauen. Im Laufe der nächsten Jahre sollen Hühner auf der Wiese einziehen. „Da werden wir auch darüber nachdenken, ob Kinder aus der Umgebung Patenschaften für die Tiere übernehmen dürfen“, sagt Sabine Hager.
Verwirklicht werden konnte das Projekt auch mit Unterstützung der Stiftung ANTENNE BAYERN hilft und der Manfred-Roth-Stiftung. Ralph Eichenseher, Leiter des Fachbereichs Autismus, bedankt sich auch bei den vielen einzelnen Spender*innen: „Ohne die tolle Unterstützung könnten wir die Wiese nicht mit Leben füllen.“
Große Zustimmung findet die Streuobstwiese auch bei der Hersbrucker Stadtspitze: „Das Projekt passt in vielerlei Hinsicht sehr gut zu Hersbruck. Wir freuen uns sehr, dass es nun umgesetzt werden kann. Menschen mit und ohne Handicap zusammenzubringen und ihnen in der Natur die Möglichkeit zu bieten, sich zu betätigen, ist nicht nur Begegnung, das ist echte Teilhabe“, freut sich Bürgermeister Robert Ilg.
Rummelsberger Diakonie holt Berliner Expertin Sabine Zepperitz für neuen Ansatz in der Arbeit mit Menschen mit Behinderung und Autisten – große Schulung in Altdorfer Wichernhaus.
Mehr lesenAltdorf – Kleine Mädchen tragen rosa Prinzessinnenkleider und erwachsene Menschen bekommen an der Supermarktkasse einen Trotzanfall? Was ist normal? „Beides!“, sagt Diplom-Pädagogin Sabine Zepperitz (50) und vertritt damit den entwicklungspsychologischen Ansatz in der Behindertenhilfe. Welche emotionalen Bedürfnisse ein Mensch hat, bestimmt sie mit dem Diagnostikmanual SEED, das sie mit Kolleg*innen entwickelt und erforscht hat. Zepperitz wird am 13. und 14. Mai im Betsaal des Wichernhauses 30 Mitarbeitenden der Rummelsberger Diakonie die Arbeit mit diesem Ansatz vermitteln. Heilpädagogin Anna-Lena Deeg (30) setzt die SEED-Diagnostik bei ihrer Arbeit in der Beratungsstelle Unterstützte Kommunikation 18 plus der Rummelsberger Behindertenhilfe bereits ein. Im Interview berichten beide von Erfolgen und Erfahrungen.
Frau Zepperitz, was ist die SEED?
Sabine Zepperitz: Verhalten wird durch Emotionen gesteuert. Bei Menschen mit Entwicklungsverzögerungen, also einer geistigen Behinderung, ist auch die Entwicklung ihrer Emotionen beeinträchtigt. Die SEED (Skala der Emotionalen Entwicklung-Diagnostik) ist ein Diagnostikinstrument, mit dem man ermitteln kann, welche emotionalen Bedürfnisse bei einem Menschen im Vordergrund stehen. Diese werden mit der normgerechten kindlichen Entwicklung verglichen. So kann ein erwachsener Mensch mit geistiger Behinderung Bedürfnisse zeigen, die man bei jüngeren Kindern kennt: Er möchte zum Beispiel umarmt werden. In der Betreuung muss dies berücksichtigt werden, damit sich der Mensch wohl fühlt und ein glückliches Leben hat.
Was ist das Neue an diesem Ansatz?
Sabine Zepperitz: Die entwicklungspsychogische Sicht war in der Heilpädagogik schon in den 70ern ein Thema, wurde aber unter dem Aspekt der „Infantilisierung“ erwachsender Menschen kritisch gesehen. Das entwicklungspsychologische Modell „Schema der emotionalen Entwicklung“ (SEO) nach Anton Došen wurde Anfang der 2000er in Deutschland erstmalig publiziert. In den Niederlanden und in Belgien wird schon länger damit gearbeitet. Ursprünglich war SEO ein reiner Interviewleitfaden für Teamsitzungen. Wir haben das Instrument in einer europäischen Forschungsgruppe so weiterentwickelt, dass es nun als Diagnostikmanual diagnostischen und wissenschaftlichen Kriterien entspricht. Das Ergebnis ist die SEED.
Werden die Vergleiche von erwachsenen Menschen mit Behinderung mit Kindern ohne Behinderung nicht auch kritisch gesehen?
Sabine Zepperitz: Natürlich ist diese Kritik ernst zu nehmen. Aber durch gesellschaftliche Entwicklungen wie das Bundesteilhabegesetz BTHG, die UN-Behindertenrechtskonvention und die Empowerment-Bewegung werden Menschen mit Behinderung heute zunehmend als Erwachsene wahrgenommen, die das Recht auf Selbstbestimmung haben. Im Rahmen der Selbstbestimmung muss den Menschen auch zugestanden werden, erwachsen zu sein und kindliche Bedürfnisse zu haben! SEED vergleicht auch keine Menschen. Es werden emotionale Bedürfnisse verglichen.
Frau Deeg, wie sind Ihre Erfahrungen mit der SEED-Diagnostik?
Anna-Lena Deeg: Ich habe bisher sehr gute Erfahrungen mit der SEED-Diagnostik gemacht. Ich kenne das Verfahren schon aus meiner Ausbildung zur Heilpädagogin und wende es seit dem vergangenen Jahr in der Beratung zur Unterstützen Kommunikation an. Häufig bekomme ich Feuerwehranrufe von Kolleg*innen, wenn sie mit Bewohner*innen nicht mehr weiterwissen. So kam ich beispielsweise zu einem Team, das einen autistischen jungen Mann begleitet. Er wirkte sehr angespannt, das äußerte sich in aggressiven Verhaltensweisen. Im Team haben wir das Diagnostikmanual, wir sagen den SEED-Fragebogen, durchgesprochen und herausgefunden, dass seine emotionalen Bedürfnisse vergleichbar sind mit denen eines Kindes in der „Fremdelphase“. Somit war klar, dass der Fokus auf der Bindung zur Bezugsperson liegen muss. Der junge Mann wollte nicht allein sein. Auf dieses Bedürfnis gehen die Mitarbeiter*innen nun ein und der junge Mann ist zufrieden, weil seine Wünsche erfüllt werden.
Was bringt die SEED?
Anna-Lena Deeg: SEED bringt, dass Menschen mit Behinderung in unseren Einrichtungen selbstbestimmter leben können. Die Mitarbeiter*innen können sie besser verstehen und besser auf die Klient*innen eingehen. Viele Menschen mit Behinderung zeigen ein irritierendes Verhalten. Sie wirken zum Beispiel im Alltag fit, aber verzweifeln regelrecht, wenn ein bestimmtes Objekt nicht in greifbarer Nähe ist. Als ich noch auf der Wohngruppe gearbeitet habe, habe ich einen älteren Mann begleitet, der sehr an seinem Fotoalbum hing. Wir mussten es immer sofort suchen und da fiel es mir schon schwer, immer geduldig zu sein. Dank SEED habe ich begriffen, dass seine Objektpermanenz nicht voll entwickelt ist. Das bedeutet, er glaubt, das Fotoalbum sei für immer verschwunden; das erklärte mir die Bedeutung des Fotoalbums und ich habe ihn verstanden.
Frau Zepperitz, Sie sind Pädagogin und führen Diagnostik durch. Wollen Sie pädagogische Mitarbeiter*innen ermutigen, in der Diagnostik aktiver zu werden?
Sabine Zepperitz: Diagnostik bedeutet zunächst, standardisierte Verfahren anzuwenden. Das sollten sich Pädagog*innen generell mehr zutrauen, um für ihre tägliche Arbeit einen fachlichen Hintergrund zu haben. Mitarbeiter*innen, die mit SEED arbeiten, sollten sich in der Entwicklungspsychologie auskennen und sie müssen das Diagnostikmanual kennen. Daher empfiehlt es sich dringend, eine SEED-Weiterbildung zu besuchen. Wir sind sehr daran interessiert, dass SEED in den Einrichtungen angewendet wird. Das ist auch sehr gut möglich, weil es ein sehr praxisorientierter Ansatz ist, der das Thema Inklusion unmittelbar betrifft: Was braucht der Mensch, um glücklich und zufrieden zu sein?
Was raten Sie Einrichtungen, die SEED einführen?
Sabine Zepperitz: SEED ist ein Grundlagenkonzept und sollte von der Leitung getragen werden. Mitarbeitende brauchen eine Einführungsfortbildung, wie ich sie z. B. für die Rummelsberger Diakonie Anfang Mai in Altdorf halte. Ich erkläre den Ansatz und die Haltung, die dahintersteckt. Dann braucht es Moderatoren, die mit den Teams in den Einrichtungen die Erhebungen durchführen. Am besten ist es, wenn es mehrere Moderatoren gibt, die z. B. eine Arbeitsgruppe bilden, um sich zusammen weiter in den entwicklungspsychologischen Ansatz einzuarbeiten und kreative Ideen für den Alltag entwickeln. Eine Grundlage kann hier unser Buch „Das Alter der Gefühle. Über die Bedeutung der emotionalen Entwicklung bei geistiger Behinderung“ von Tanja Sappok und Sabine Zepperitz sein.
Zur Person
Sabine Zepperitz hat Erziehungswissenschaften an der TU Berlin studiert. Als pädagogische Leiterin am Berliner Behandlungszentrum (BHZ) für psychische Gesundheit bei Entwicklungsstörungen am Ev. Krankenhaus Königin Elisabeth Herzberge erweitert sie mit ihrem Team die psychiatrische Behandlung um den pädagogischen Blick. In einer europäischen Forschungsgruppe um PD Dr. Tanja Sappok, der Chefärztin des Berliner BHZ, haben sie die SEED weiterentwickelt und forschen hierzu intensiv.
Im Jahr der Vielfalt werden die Rummelsberger als erstes evangelisches Sozialunternehmen Hauptsponsor.
Mehr lesenSchwarzenbruck – Die Rummelsberger Diakonie ist heuer Hauptsponsor des Christopher Street Day (CSD) Nürnberg. Am Mittwoch, 26.01.2022, haben die Rummelsberger Vorstände Dr. Tobias Gaydoul (Finanzen) und Diakonin Elisabeth Peterhoff (Leiterin der Diakoninnengemeinschaft) sowie Bastian Brauwer, Vorsitzender des Fördervereins Christopher Street Day Nürnberg e.V. den Vertrag in Rummelsberg unterzeichnet.
Der CSD Nürnberg findet vom 21. Juli bis 7. August 2022 statt. Neben einer großen Kundgebung mit vielfältigem Bühnenprogramm beim CSD Finale am Abschluss-Wochenende 6. und 7. August, ist am Samstag, 6. August, eine große Demo durch die Nürnberger Innenstadt geplant. Zwei Wochen lang bieten die „Prideweeks“ ein buntes Mitmach-Rahmenprogramm von der LSBTIQ*-Community für die LSBTIQ*-Community des gesamten Großraums Nürnberg-Fürth-Erlangen und der Metropolregion Nürnberg.
Die Rummelsberger werden u.a. an der Demo am 6. August teilnehmen und einen Infostand bei der finalen Kundgebung nach der Demo organisieren. „Ich freue mich, dass wir als Rummelsberger Diakonie in diesem Jahr den CSD Nürnberg unterstützen. Für mich ist das ein Zeichen für Menschenwürde und Toleranz, so wie wir sie verstehen. Jeder Mensch, egal welcher geschlechtlichen Identität er sich zuordnet, ist Gottes Geschöpf“, betonte Diakonin Elisabeth Peterhoff, Mitglied des Vorstands der Rummelsberger Diakonie bei der Vertragsunterzeichnung.
Das Sponsoring des Christopher Street Day Nürnberg ist nur eine Aktion, die die Rummelsberger im Jahr der Vielfalt 2022 planen. Mit Schulungen und Aktionen soll im Unternehmen das Bewusstsein für Vielfalt und Chancengleichheit vertieft werden. Darüber hinaus werden Menschen für das Thema sensibilisiert, aufgeklärt und nachhaltiges Handeln zum Thema Diversity im Unternehmen gestärkt. „In der Rummelsberger Diakonie wollen wir den Dreiklang aus Innovation, Digitalisierung und Ethik tagtäglich leben und fördern. Dieses Ziel können wir nur durch Vielfalt und Chancengleichheit erreichen“, betonte Finanzvorstand Dr. Tobias Gaydoul.
Mit der Rummelsberger Diakonie übernimmt erstmals ein evangelisches Sozialunternehmen das Hauptsponsoring für die Veranstaltung. „Klar haben wir uns gefragt: CSD und Kirche - funktioniert das?“, berichtete Bastian Brauwer, Vorsitzender des Fördervereins Christopher Street Day Nürnberg e.V. Doch habe sich die evangelische Kirche jüngst sehr offen für LSBTIQ*-Menschen gezeigt. Damit setze sie gerade im Vergleich zur katholischen Kirche ein positives Beispiel für eine offene und vielfältige Religionsgemeinschaft. „Das war nicht immer so! Gerade deshalb freuen wir uns umso mehr, dass die Rummelsberger Diakonie aus eigenem Antrieb aktiv Partner des CSD Nürnberg werden wollte und sich damit für die menschliche Vielfalt einsetzt. Wir freuen uns sehr auf die Zusammenarbeit und den inhaltlichen Austausch in deren Jahr der Vielfalt, um damit weitere Zeichen für eine offene, diverse Gesellschaft zu setzen“, sagte Brauwer.
Hintergrund Christopher Street Day (CSD):
Die Bezeichnung CSD (Christopher-Street-Day) geht auf einen Aufstand von Homosexuellen und überwiegend Transsexuellen in der New Yorker Christopher Street zurück. Dort kam es in den frühen Morgenstunden des 28. Juni 1969 zum sogenannten Stonewall-Aufstand, in Folge von zunehmend brutalen Polizeirazzien und Kontrollen. Vor allem waren afro- und lateinamerikanische Trans- und Homosexuelle, die in Kneipen wie der Bar Stonewall Inn eine Heimat hatten, Opfer dieser brutalen Razzien. Die Folge waren tagelange Straßenschlachten mit der New Yorker Polizei. Ein Jahr später wurde bereits dieser Jahrestag in New York begangen. In den meisten Ländern hat sich der Begriff Pride etabliert.
Seit 1979 gibt es auch in Deutschland Veranstaltungen, die in vielen Großstädten an die Aufstände von New York erinnern. In den deutschsprachigen Ländern hat sich aber die Bezeichnung Christopher-Street-Day behauptet. In Deutschland gibt es derzeit in mehr als 60 Städten CSD´s. 36 Städte werden durch den CSD Deutschland e.V. vertreten.
Quelle und weitere Infos: CSD Nürnberg
Großzügige Spende von Uwe Feser-Kinderstiftung an die Rummelsberger Diakonie
Mehr lesenSchwarzenbruck – Eine Spende, die sehr viel bewirkt: Die Uwe Feser-Kinderstiftung unterstützt mit 15.000 Euro mehrere Einrichtungen der Rummelsberger Diakonie. Vorstand Karl Schulz sowie Großspendenbetreuerin Eva Neubert nahmen die Spende im Namen der Rummelsberger Diakonie entgegen. „Mir ist es eine Herzensangelegenheit, Kindern und Jugendlichen in Not zu helfen“, betonte Vorstand Uwe Feser bei der symbolischen Scheckübergabe.
Die großzügige Spende kommt gleich mehreren wichtigen Projekten zugute: Mit 9.000 Euro konnte sich der Therapiehof Leila bei Altdorf ein dringend benötigtes Therapiepferd anschaffen. Kinder mit und ohne Behinderung können dort während des therapeutischen Reitens ihre Fähigkeiten aktivieren und sich selbstwirksam erleben.
Die Kinder der Förderstätte im Altdorfer Wichernhaus konnten sich über Schaumstoff-Bausteine freuen. Die noch weiteren angeschafften Therapiematerialien fördern das gemeinschaftliche Spiel von Kindern mit und ohne Behinderung.
Das Projekt „Unterstützte Kommunikation“ wurde mit dem Rest der Spende bezuschusst. Kinder und Jugendliche ohne ein verbales Sprachvermögen erhalten dabei Hilfsmittel wie sprachfähige Computer. Diese geben ihnen unteranderem die Fähigkeit, ihre Bedürfnisse an ihre Mitmenschen zu kommunizieren.
Vorstand Karl Schulz dankt der Stiftung für das andauernde Engagement, wodurch zahlreiche Projekte der Diakonie schon verwirklicht werden konnten.
Ratgeber für selbstständiges Wohnen in Nürnberg für Menschen mit Unterstützungsbedarf
Mehr lesenNürnberg – Eine eigene Wohnung ist der Traum vieler Menschen mit Unterstützungsbedarf. Um dies zu ermöglichen unterstützen die Offenen Angebote der Rummelsberger Diakonie mit dem Ambulant unterstützen Wohnen seit 2010 diese Menschen dabei, selbstständig wohnen und leben zu können. Nun entwickelten die Mitarbeiter*innen der Offenen Angebote zusammen mit dem Kompetenz-Zentrum für Barrierefreiheit der Rummelsberger Diakonie – capito Nordbayern – zudem einen Ratgeber, der Menschen mit Unterstützungsbedarf viele wichtige Tipps für selbstständiges Wohnen und Alltagsleben gibt. Hier finden sie Antworten auf Fragen, wie:
Wo finde ich Unterstützung um eigenständig zu wohnen? Wie finanziere ich mein selbständiges Leben? Welche Dienste gibt es? Was tue ich im Notfall? Wo finde ich Beratung, Treffpunkte, oder Tipps für Freizeitangebote
Die 44-seitige Broschüre ist in leicht verständlicher Sprache geschrieben und beinhaltet neben Tipps zur Entscheidungsfindung auch Kontaktadressen in Nürnberg sowie Checklisten in verständlicher Sprache. Möglich wurde die Erstellung der Broschüre durch eine Spende der Marie-Hack-Stiftung.
Der Inklusionsgedanke steht dabei an vorderster Stelle. Menschen mit einer Behinderung sollen ihr Leben selbstbestimmt und selbstverantwortlich führen. Sie sollen die Möglichkeit haben, selber zu bestimmen, welche Wohnform für sie geeignet ist. Zum Beispiel ob sie in einer Wohngruppe oder alleine und mit Unterstützung leben möchten.
Die Broschüre entstand im engen Austausch mit Mitarbeitenden der Rummelsberger Behindertenhilfe. „Für die Beratungsgespräche mit unseren Klient*innen ist dieser Ratgeber eine sehr wertvolle Ergänzung. Endlich haben wir all die vielen, komplexen Informationen leicht verständlich und übersichtlich zusammengefasst“, so Irmingard Fritsch, von der Beratungsstelle für Menschen mit Behinderung der Rummelsberger Diakonie in Nürnberg.
Die Broschüre kann kostenlos – solange Vorrat reicht – über die E-Mail-Adresse
offene-angebote-nbg(at)rummelsberger.net angefordert werden.
Auf der Webseite gibt es die Broschüre als PDF zum Download:
https://www.capito-nordbayern.de/referenzen
Im Interview erklärt Christoph Karwath-Päge vom Fachbereich Autismus, wie Unterstützte Kommunikation (UK) die Arbeitsbedingungen und das Miteinander verbessern kann.
Mehr lesenHersbruck – „Wir nehmen niemandem die Sprache, sondern wir geben ihnen ihre Sprache“: Das ist die zentrale Botschaft, die Christoph Karwath-Päge senden will. Im Interview erzählt der Fachdienst aus dem Fachbereich Autismus, wie Klient Christian W. aus dem Wohnangebot in Hersbruck seine Kommunikationsfähigkeiten in den vergangenen drei Jahren verbessert hat – dank der Unterstützten Kommunikation (UK).
Herr Karwath-Päge, Sie sagen, wir können anderen nicht in den Kopf schauen, damit meinen Sie, dass Menschen selbst sagen müssen, was sie denken. Korrekt?
Christoph-Karwath-Päge: Ja genauso sehe ich das. Wir können den Klient*innen doch nicht in den Kopf schauen, bedeutet folgendes: Ich kann einen Menschen sehr gut kennen und weiß trotzdem nicht, was er denkt. Das muss er mir sagen. Das gilt im Privaten beim Partner oder der Partnerin und im beruflichen Umfeld natürlich genauso.
Manchmal können sich Menschen aber nun einmal nicht ausdrücken, da ist es doch hilfreich, wenn Mitarbeiter*innen einen guten Draht haben und sich in die Klient*innen einfühlen können. Oder sehen Sie das anders?
Christoph-Karwath-Päge: Natürlich ist es wichtig, dass die Kolleg*innen auf die Klient*innen eingehen und einfühlsam sind. Aber es geht bei der Unterstützten Kommunikation darum, den Menschen eine selbstständige Kommunikation und somit Selbstwirksamkeit zu ermöglichen. Dann sind sie weniger von anderen abhängig, die nur ihr Verhalten interpretieren.
Erklären Sie Ihre Gedanken doch am Beispiel von Christian W. aus Hersbruck.
Christoph-Karwath-Päge: Christian W. ist 2017 nach Hersbruck in den Wohnbereich für Menschen mit einer Autismus-Spektrum-Störung gezogen. Er konnte damals einige Wörter sagen, aber eine Unterhaltung war nicht möglich. Wir beschlossen, seine lautsprachlichen Ansätze zu fördern.
Wie geht das?
Christoph-Karwath-Päge: Kurz gesagt haben wir ihn zum Sprechen animiert. Beispielsweise mit einem Bilderlotto. Wir haben den Gegenstand auf den Bildkarten jedes Mal ausgesprochen und dann hat Christian W. ihn richtig abgelegt. Manchmal hat er das Wort auch wiederholt. Im Team haben wir uns zudem überlegt, welche Wörter dem Klienten wichtig sind, und diese Wörter haben wir im Alltag gefördert. Seit drei Jahren arbeiten wir im Bereich Sprache so intensiv mit Christian W. Anfangs hatten wir tatsächlich den Eindruck, er spreche weniger. Dann wurde es langsam immer mehr. Vor einem Jahr haben wir zudem begonnen, seine sozialen Kompetenzen zu fördern. Das hat irgendwann ineinandergegriffen und vor drei Monaten hat es bei ihm regelrecht einen Schalter umgelegt. Das hat sich positiv auf sein ganzes Leben ausgewirkt. Über Übergriffe von ihm auf andere müssen wir uns seitdem bei den Teambesprechungen nicht mehr unterhalten. Und letztens hat er mich begrüßt und gefragt, ob er mich anfassen dürfe. Durfte er und dann hat er sich bedankt und gelacht. Das war großartig.
Welcher Zusammenhang besteht denn zwischen Kommunikationsfähigkeit und übergriffigem Verhalten?
Christoph-Karwath-Päge: Das Gefühl kennt doch jeder: Wer mit dem Rücken an der Wand steht, der wehrt sich. Christian W. hat sich ohne Sprache oft unverstanden und somit ohnmächtig gefühlt. Heute kann er sich ausdrücken und er kann die Signale anderer Menschen deuten und zum Beispiel Distanz halten und so Ärger, Streit und Handgreiflichkeiten vermeiden.
Welche Förderziele gibt es noch für Christian W.?
Christoph-Karwath-Päge: Christian W. hat sich wirklich toll entwickelt. Er kann seine Wünsche formulieren und einfordern. Und er fängt an, sich zu unterhalten. Vergangene Woche kam er zu mir ins Büro und sagte: „Die Kaffeemaschine ist an.“ Einfach ein Satz, den man sagt, um mit anderen Kontakt aufzunehmen. Aber wer Christian W. nicht kennt, hat sicher Mühe, ihn zu verstehen, weil er undeutlich spricht. Wir überlegen gerade, eine Logopädin mit ins Boot zu nehmen. So kann der Klient an seiner Aussprache arbeiten. Dann wird er nicht nur im Wohnen verstanden, sondern auch wenn er in Hersbruck unterwegs ist.
Das Interview führte:
Rummelsberger Diakonie hat neues Beratungsformat vorgestellt – Mehr digitale Teilhabe für Menschen mit Behinderung in den Einrichtungen geplant
Mehr lesenRummelsberg – Anonym, vertraulich, standortunabhängig: Über 20 Teilnehmer*innen haben am Donnerstag, 16. September, den Beginn der neuen Onlineberatung für Menschen mit Behinderung der Rummelsberger Diakonie am heimischen Computer begleitet. Darunter waren Vertreter*innen des Bezirks Mittelfranken, der Stadt und des Behindertenrats Nürnberg, des mittelfränkischen Behindertenrats sowie Karl Schulz, Vorstand Dienste der Rummelsberger Diakonie. „Das neue Angebot haben wir lange geplant und hoffen, dass die Onlineberatung nun gut angenommen und genutzt wird“, sagte Ingrid Schön, Regionalleiterin Nürnberg der Rummelsberger Behindertenhilfe bei der digitalen Einweihung.
Die anonyme Onlineberatung richtet sich an Menschen mit Behinderung und deren Familien und Freunde. Auch Fachkräfte können das Beratungsteam der Offenen Angebote der Rummelsberger Diakonie kontaktieren. Der Beratungschat ist jederzeit offen, auch nachts. Das Beratungsteam antwortet spätestens nach 48 Stunden. Die Themen sind breit gefächert. „Wir helfen weiter, wenn Menschen mit Behinderung Unterstützung in der eigenen Wohnung benötigen oder auch bei Problemen mit Ämtern und Behörden“, informierte Projektleiterin Christine Lippert. Das Besondere sei, dass die Beratung wirklich komplett anonym stattfinde und keine Daten der Ratsuchenden erfasst werden.
„Die Seite ist einfach zu verstehen und gut zu bedienen“, lobte Angelika Feisthammel, Behindertenbeauftragte im Nürnberger Land und Vorsitzende des Mittelfränkischen Behindertenrates. Das Angebot ist für Ratsuchende kostenfrei. Gefördert wird das Projekt in den ersten drei Jahren von der Deutschen Fernsehlotterie. „Politisch müssten solche Projekte auf Dauer angelegt und bei der „Digitalstrategie“ von Bund und Land berücksichtigt werden“, forderte Lydia Bauer-Hechler, Beauftragte des Bezirks Mittelfranken für die Belange von Menschen mit Behinderungen.
Der Bedarf ist da, das bestätigte Renate Serwatzy vom Behindertenrat der Stadt Nürnberg: „Das Thema Online-Beratung gewinnt, gerade im Hinblick auf die vergangenen Monate, stetig an Bedeutung.“ Menschen mit Einschränkung, denen in Zeiten der Corona-Pandemie ein besonderes Gefährdungspotenzial zuteil wurde, könnten sich über den virtuellen Weg „gefahrlos“ beraten lassen. Aber sie wies auch darauf hin, dass die technischen Erfordernisse auf die Bedürfnisse der Klient*innen abgestimmt sein müssten.
Dazu gehört eben auch, dass alle Menschen Zugang zum Internet haben. „Der Rummelsberger Diakonie ist bewusst, dass digitale Teilhabe eine funktionierende Technik voraussetzt. Aus diesem Grund ist es unser Ziel, die Technik in unseren Einrichtungen so zu verbessern, dass Teilhabe jederzeit möglich ist“, kündigte Karl Schulz, Vorstand Dienste der Rummelsberger Diakonie an.
Die Internetadresse der Rummelsberger Onlineberatung lautet: rummelsberger-onlineberatung.de.
Rummelsberger Diakonie sucht für ihre Einrichtungen und Dienste in den Haßbergen Azubis und Fachkräfte – Gute Aufstiegschancen
Mehr lesenZeil/Main – „Ich will etwas mit Menschen machen“: Das denken sich viele junge Menschen, die kurz vor dem Schulabschluss stehen. Mit diesem Berufswunsch gibt es viele Möglichkeiten. Also warum nicht mit Menschen mit Behinderung arbeiten und bei der Rummelsberger Diakonie in den Haßbergen eine Ausbildung im sozialen Bereich beginnen. Auch Quereinsteiger*innen sind willkommen.
Lena Scharpf (26) kommt im Herbst in das dritte und letzte Jahr der Ausbildung zur Heilerziehungspflegerin. Die Praxisphasen der Ausbildung absolviert die Leuzendorferin in den Einrichtungen für Menschen mit Behinderung der Rummelsberger Diakonie in den Hassbergen. Aktuell arbeitet sie in Zeil am Main. Der soziale Träger hat in Unterfranken verschiedene Wohn- und Arbeitsangebote für Menschen mit einer geistigen Behinderung sowie das Kontaktbüro MittenDrin in Haßfurt. Die Einrichtungen befinden sich in Ebelsbach, Ebern, Hofheim und Zeil am Main.
Die 86 Bewohner*innen und Beschäftigte werden von insgesamt 121 Mitarbeitenden unterstützt und begleitet. „Unser Ziel ist, dass die Menschen mit Behinderung ihr Leben nach ihren Vorstellungen gestalten können und am gesellschaftlichen Leben teilhaben können“, erklärt Projektleiterin Tina Scheller. Gerade werden Auszubildende in der Heilerziehungspflege gesucht. Die Theorie lernen die Schüler*innen beispielsweise an der Fachschule für Heilerziehungspflege/-hilfe Ebenried der Rummelsberger Diakonie.
Außerdem sucht die Rummelsberger Diakonie auch Fachkräfte wie Heilerzieherpfleger*innen, Erzieher*innen und Pflegefachkräfte. „Wir bieten eine gute Bezahlung nach Tarif, ,Weihnachtsgeld‘, eine arbeitgeberfinanzierte Rentenversicherung und eine gute Vereinbarkeit von Familie und Beruf“, wirbt Tina Scheller um neue Kolleg*innen. Ausdrücklich ermuntert sie auch Quereinsteiger*innen, sich in einem sozialen Beruf auszuprobieren und einen Schnuppertag zu absolvieren. „Die Rummelsberger sind ein großer Träger. In den Hassbergen unterhalten wir auch eine integrative Kindertagesstätte und Einrichtungen der Jugendhilfe“, informiert Scheller. Es sei auch möglich, die neue Ausbildung berufsbegleitend zu machen.
Für Lena Scharpf war der Wechsel zur Rummelsberger Diakonie genau das Richtige. „Die Ausbildung macht mir großen Spaß. Es gibt mir so viel, wenn die Bewohner*innen gerne mit mir arbeiten und zufrieden sind“, erzählt die 26-Jährige. Lena Scharpf ist eine bemerkenswerte junge Frau. Den Hauptschulabschluss hat sie am Förderzentrum in Pfaffendorf gemacht und dann eine Ausbildung zur Polster- und Dekorationsnäherin begonnen und mit dem mittleren Bildungsabschluss erfolgreich absolviert. „Mir liegt das Praktische viel mehr als die Schule“, erzählt sie. Drei Jahre hat sie in einem Handwerksbetrieb in der Gegend gelernt und immer deutlicher gemerkt, dass ihr der Kontakt zu Menschen fehlt.
Also hat sie sich nach dem Abschluss für einen beruflichen Neustart entschieden. Mit einem Freiwilligen Sozialen Jahr (FSJ) hat sie getestet, ob die Arbeit mit Menschen mit Behinderung für sie passt. „Ich habe in Coburg an einer Schule mit Förderschwerpunkt geistige Entwicklung gearbeitet“, erzählt Scharpf. Der Plan reifte, die einjährige Ausbildung als Heilerziehungspflegehelferin zu starten. Nach dem Abschluss hat sie dann noch die Ausbildung zur Heilerziehungspflegerin begonnen.
Lena Scharpf hat ihren Weg gemacht. Eigenschaften wie Durchhaltevermögen und eine gute Selbsteinschätzung waren ihr wichtige Lotsen auf dem Weg zum beruflichen Erfolg. Denn die Lernschwierigkeiten sind geblieben. „Ich habe schon noch Probleme, viel Stoff zu begreifen und aufzunehmen“, gibt sie offen zu. Sie weiß es und sucht nach einem Weg: „Ich werde mit meiner Teamleiterin sprechen, ob die Kolleg*innen mir vielleicht beim Lernen helfen können.“ Und sie überlegt, die Arbeitszeit auf 30 Stunden zu reduzieren. „Das Lernen klappt schon“, erklärt sie, „aber ich brauche eben ein wenig länger.“
Weitere Infos über die Arbeit der Rummelsberger in den Haßbergen lesen Sie hier:
https://rummelsberger-diakonie.de/hassberge
Informationen über die Rummelsberger Diakonie als Arbeitgeber, Einstiegsmöglichkeiten und offenen Stellen finden Sie hier:
https://traumberufe-rummelsberger.de
Würth AG überreicht Arbeitskleidung und Schuhe für Kinder und junge Schüler*innen
Mehr lesenAm 28. Juni überreichten Florian Brunner und Tobias Hutzler, Vertreter der Würth AG der Niederlassung Bayreuth, Arbeitskleidung und Schuhe für Kinder und jüngere Schüler*innen im Wert von € 5000.- .
Der Schulsprecher Florian Röhrle bedankte sich in Anwesenheit von Geschäftsführung, Schulleitung, Elternbeirat und Mitschülern im Namen aller bei den Spendern.
Aufmerksam wurden die Vertreter durch die Teilnahme der Dr. Kurt-Blaser-Schule mit dem Projekt „Gedenkort“ am Handwerkswettbewerb „Mach was!“ der Würth AG.
Schüler*innen der Berufsschulstufe arbeiteten von Februar bis Juni 2020 am Großprojekt „Gedenkort“. So entstand unter der Leitung und Koordination des Werklehrers, Andreas Laubert, ein Feld aus überlebensgroßen Lärchenstelen mit individueller Form. Für das Projekt arbeitete die Schule mit dem Glaskünstler Bernt Pingel, dem GaLa-Bereich des Lebenswerks Bayreuth und der Fa. Markgraf zusammen.
Die Stelen sind Emaille-Applikationen versehen, die von Schüler*innen und Lehrkräften gemeinsam gestaltet werden, aus deren Mitte ein*e Schüler*in verstarb. Mit diesen werden die Stelen für die verstorbenen Schüler*innen personalisiert und verziert. Zusätzlich wurde an jede Stele ein QR-Code mit dem Lieblingslied des/der Verstorbenen angebracht.
Das Projekt „Gedenkort“ ging aus einer Initiative des Elternbeirates und dem Kollegium der Dr. Kurt-Blaser-Schule hervor. Erste Überlegungen gab es bereits vor 12 Jahren und konnten nun endlich umgesetzt werden. Der Gedenkort ist ein ästhetisch gestalteter Platz an exponierter Stelle. Hier hat die Schulgemeinschaft die Gelegenheit, sich der verstorbenen Mitschüler*innen zu erinnern.
Die Vertreter der Bayreuther Würth-Niederlassung zeigten sich vom Gedenkort sichtlich beeindruckt.
Acht Jugendliche wurden mit dem Zuspruch "Gott ist dein Licht. Fürchte dich nicht!" eingesegnet
Mehr lesenAm vergangenen Sonntag, 16.05., empfingen zwei Mädchen und sechs Jungen aus dem Heilpädagogischen Zentrum Bayreuth (HPZ) ihre Konfirmation in der Kreuzkirche. Pfarrerin Birgit Bauer und der ehemalige HPZ-Lehrer, Eberhard Rönsch, haben die Jugendlichen in den letzten Monaten begleitet und auf die Segenshandlung vorbereitet. Die Kirchengemeinde bereitete den Jugendlichen einen feierlichen wie liebvoll umrahmten Gottesdienst.
Schüler*innen sind unter bestimmten Voraussetzungen von der Schnelltestpflicht befreit
Mehr lesenMit der Änderung der 12. Bayerischen Infektionsschutzmaßnahmenverordnung vom 05.Mai 2021 sind Schüler*innen von der Schnelltestpflicht in der Einrichtung befreit.
Bei diesen Kindern und Jugendlichen muss nicht mehr zweimal wöchentlich ein Nasenabstrich vorgenommen werden.
Unter welchen Vorausstezungen keine Schnelltestpflict mehr besteht lesen Sie bitte in dem Elternbrief in der Anlage - s. unten.
Bitte beachten Sie, dass der Schule als Nachweis der Befreiungsvoraussetzungen die genannten Unterlagen vorgelegt werden müssen.