Nürnberg – Das Rummelsberger Forum beschäftigt sich im Jahr 2023 mit dem Thema Inklusion. „Wenn Sie Menschen auf der Straße ansprechen, was sie darunter verstehen, werden Sie höchst unterschiedliche Antworten erhalten“, sagt Vorstand der Rummelsberger Diakonie Peter Barbian bei der Begrüßung der etwa 120 Gäste am 28. September im Nürnberger Presseclub. Politiker*innen und die Entscheidungsträger*innen aus dem Bereich der Behindertenhilfe kamen zusammen, um zurück, aber vor allem auch nach vorne zu blicken.
Was ist seit der Ratifizierung der UN-Behindertenrechtskonvention in Deutschland, speziell in Bayern passiert? „Zu wenig“, findet Barbian deutliche Worte, „wir brauchen einen viel größeren und weiteren Prozess in unserer Gesellschaft, um das erreichen zu können, was gemeint ist“. Nämlich die allgemeinen Menschenrechte auf die Situation von Menschen mit Behinderung anzuwenden.
Bereicherung der menschlichen Vielfalt
Die UN-Konvention fordert einen Paradigmenwechsel. „Früher stand das medizinisch-defizitäre Verständnis von Behinderung im Vordergrund. Behinderung wurde als Nachteil empfunden und Menschen mit Behinderung als Bittsteller*innen wahrgenommen“, so Barbian. Die Rummelsberger Diakonie fördert einen anderen Ansatz: Menschen mit Behinderung sind Träger*innen von Menschenrechten. Politik und Gesellschaft sind in der Pflicht, diese Rechte zu achten, zu gewährleisten und zu schützen. Behinderung wandelt sich vom Defizit zur Bereicherung der menschlichen Vielfalt.
Begegnungen und Kommunikation auf Augenhöhe
Doch wie kommt die Gesellschaft zu einem Umdenken? Samuel Koch liefert in seinem Impulsvortrag einen Lösungsansatz. „Es sind die Begegnungen verschiedener Menschen“, sagt der Schauspieler und Redner, „und die Kommunikation auf Augenhöhe“.
Seine Botschaft: „Wer sich nur um sich selbst dreht, kommt nicht voran“, sagt er, während er sich im Rollstuhl auf der Bühne um die eigene Achse dreht. Man müsse den Blick heben und auf andere schauen, „nicht auf die Steine, die das Leben dir in den Weg legt“.
„Wir sind wertvoll, weil wir sind“
Nach seinem Unfall 2010 in der Sendung „Wetten, dass…“ und der folgenden Querschnittslähmung, „musste ich beim ersten Blick in den Spiegel fast kotzen“, erinnert sich Samuel Koch. Das im Spiegel, das war nicht mehr er selbst. Dinge, die er vorher gerne tat – Wandern, Turnen, Reisen - gingen nicht mehr.
Erst später kam das Bewusstsein, dass nicht unser Tun unseren Wert definiert. „Wir sind wertvoll, weil wir sind“, sagt Koch, „so stelle ich mir auch Gott vor. Er liebt mich, weil ich bin.“ Es entstehe eine extreme Freiheit zu handeln, wenn man sein Bewusstsein in diese Reihenfolge bringe, sagt Samuel Koch.